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Folgender Artikel erschien am 05.07.2015 bei » Schwaebische.de.

schwarzwaelder-bote.de | 05. Juli 2015


„Wo es klackert, muss man abbiegen“

Mal wissen, wie man sich als Blinder fühlt
500 Mal wissen, wie man sich als Blinder fühlt Der sechsjährige Ben will an der Hand von Harald Frase herausfinden, wie man sich mit einem Blindenstock in der Stadt zurechtfindet.(Fotos Thiercy Foto Schwarzwälder-Bote)

Balingen. Die Straße überqueren? Ein Glas Wasser einschenken? Kein Problem für gesunde Menschen. Wer aber kaum etwas oder gar nichts sieht, für den ist es eine immense Herausforderung. Wie groß diese ist, zeigte Harald Frase Besuchern der Messe „Weiter – Sehen“ in der Eberthalle.

„Ich mach das!“ Der Sechsjährige Ben ließ sich vom blinden Karlsruher, der auch stellvertretender Vorsitzender der Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenhilfe (ABSH) ist, eine Schlafmaske aufsetzen und sich an die Hand nehmen. Ein paar Startschwierigkeiten mit dem langen Stock, dann hatte der Junge die weiße Kugel an dessen Ende im Griff und tastete sich den Gehweg entlang. „Wo es klackert, muss man abbiegen“, stellte er fest. Und schaffte es zum Schluss sogar, mit Hilfe von Harald Frase einen Becher mit Sprudel zu füllen – ohne etwas zu sehen.

Ben und die anderen Mutigen, die den Test wagten, konnten nach nur wenigen Minuten die Sonne wieder sehen. Für die meisten der Besucher, die trotz Gluthitze aus ganz Baden-Württemberg nach Balingen gekommen waren, ist die Dunkelheit ständiger Begleiter. „Ganz wichtig ist uns neben Informationen zu Hilfsmitteln auch der Kontakt zu anderen“, erklärt Harald Eigler. Er ist Beisitzer und Gründungsmitglied des ABSH mit Sitz in Dotternhausen. Seit 2011 gibt es den Verein, mit stetig wachsenden Mitgliederzahlen. Mehr als 500 sind es im Moment, Tendenz steigend.

Mal wissen, wie man sich als Blinder fühlt
245 Mal wissen, wie man sich als Blinder fühlt Der sechsjährige Ben will an der Hand von Harald Frase herausfinden, wie man sich mit einem Blindenstock in der Stadt zurechtfindet.

Die Fachmesse fand am Wochenende zum dritten Mal statt. Aussteller waren Krankenkassen, Selbsthilfeverbände und Hersteller von Seh- und Blindenhilfen – dabei gab es sprechende Scanner für den Einkauf im Supermarkt oder stark vergrößernde PC-Bildschirme zu sehen. Für Harald Eigler ist die Messe ein wichtiger Baustein der Vereinsarbeit. „Wir wollen die Menschen und besonders die Verantwortlichen sensibilisieren“, sagt er – und meint damit etwa Oberbürgermeister Helmut Reitemann, der den ABSH für die Neugestaltung des Hinteren Kirchplatzes mit ins Boot geholt hat.

Der ABSH ist in sieben Regionalgruppen organisiert. Diese leisten neben praktischer Hilfe für den Alltag auch Rechtsberatung. Nicht ohne Stolz sagt Eigler: „Wir haben noch kein Verfahren vor dem Sozialgericht verloren.“

Geklagt werde zum Beispiel, wenn es um die Ausstellung von Behindertenausweisen geht. 30 solcher Prozesse habe der Verein für seine Mitglieder bisher bestritten.

Weitere Informationen: Telefon 07427 / 4?66?03?75

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