Schwarzwälder-Bote | 20.11.2011
Austausch ist A und O
Im Gespräch (von links) Hermann Ristau (Tuttlingen), Dietrich und Anna Kupferschmid, Harald Eigler und Marita Bürmann- Eigler, Helmut Reitemann und Monique Adrian. Foto Schwarzwälder-Bote
Von Julia Klebitz
Balingen. Die Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenhilfe (ABSH) veranstaltete am Wochenende in Balingen die erste "Fachmesse nicht nur für Blinde und Sehbehinderte". Höhepunkt war ein Spiel der Blindenfußball-Bundesliga.
Ungewohnt still ist es auf der Zuschauertribüne, als am Samstagnachmittag die Mannschaften der SG Mainz/Würzburg und des PSV Köln zu einem Freundschaftsspiel aufeinander treffen. Kein Laut ist zu hören, keine Anfeuerungsrufe, kein Applaus. Zweimal 25 Minuten lang Ruhe. Laute Geräusche von der Tribüne würden das Spiel auf dem Feld unmöglich machen, denn jedes Geräusch beeinflusst die Orientierung der Sportler.
Nicht der Schiri ist es bei diesem besonderen Fußballspiel, der blind ist, sondern ausnahmslos alle acht Feldspieler sind sehbehindert oder komplett blind. Aus Fairnessgründen tragen sie eine Augenbinde, denn einige von ihnen können noch Umrisse oder Schatten wahrnehmen.
Auf dem Feld geht es turbulent zu, lange nicht so ruhig wie auf der Tribüne: Die Guides, die jeweils hinter dem Tor der gegnerischen Mannschaft stehen, und der Torwart, sind sehend und rufen ihre Anweisungen laut über das Spielfeld. Immer wieder macht einer der Spieler mit einem "Voy"-Ruf auf sich aufmerksam. Auf Spanisch heißt es "Ich komme". Der Spieler, der sich dem ballführenden Fußballer nähert, muss es laut rufen. Mehrmals gibt es ein Foul, weil ein Spieler nicht ruft. Kommunikation ist im Blindenfußball das A und O. Der Austausch zwischen Sehenden und Sehbehinderten unerlässlich.
Auch außerhalb des Sports legt die Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenhilfe einen Schwerpunkt auf diesen Austausch. Die Begegnung der Fußballer in der Sparkassen Arena und eine Hilfsmittelausstellung für Sehbehinderte unter der Schirmherrschaft von OB Helmut Reitemann sind die erste große Probe für den noch jungen Verein. Sehbehinderte, Blinde, aber auch Sehende engagieren sich seit einem halben Jahr gemeinsam, geben Hilfe, Unterstützung und Beratung. In kürzester Zeit fanden fast 150 Mitglieder zur ABSH. Viele von ihnen besuchten am Samstag die erste Fachmesse für Blinde- und Sehbehinderte im Zollernalbkreis.
Harald Eigler, Messeorganisator und Gründungsmitglied der ABSH, ist mit dem Verlauf sehr zufrieden: "Wir haben gesehen, dass ein großer Bedarf besteht. Die Halle war voll", sagt er. In Fachvorträgen konnten sich Betroffene aber auch interessierte Besucher über rechtliche Themen, Pflege, berufliche Rehabilitation und das Thema Orientierungs- und Mobilitätstraining informieren oder selbst mit einer Augenbinde versuchen, den Ball ins Tor zu schießen.
Auch musikalische Auftritte gab es: Der Balinger Sänger Oliver Thomas gab ein kleines Konzert, und ein Mitglied der ABSH zeigte sein Können als Beatboxer.
Weitere Informationen unter Telefon: 07427/4660376 oder E-Mail: absh-soziales@ gmx.de.