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Schwarzwälder-Bote | 29.06.2012


Töpfern für Blinde? Funktioniert prima

Foto
Spaß am Töpfern Suse Abele aus Heselwangen (rechts) sieht zwar nichts, weil sie blind ist, aber um die Tonschale zu bemalen, nutzt sie ganz geschickt ihre Hände. Maria Stautz hilft ihr dabei. Foto Maier | Schwarzwälder-Bote

Von Steffen Maier

Balingen. Auf den Tischen liegen Vasen, Tierfiguren, Pflanzen, auch ein Bierkrug, alles aus Ton. Sechs Töpfer sind fleißig am Schaffen hier im Atelier der Volkshochschule Balingen, sie glasieren ihre Werke. Eine ganz normale Töpfer-Gruppe? Von wegen: Die Töpfer, die hier arbeiten, sehen nicht wirklich, was sie tun – sie sind sehbehindert, einige ganz blind.

Der Töpferkurs ist ein Versuch, und er ist mehr als geglückt, wie Harald Eigler sagt. Eigler ist der Chef der Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenhilfe Zollernalb (ABSH), die die Interessen von derzeit rund 70 seheingeschränkten Menschen im Kreis vertritt und ihnen vielerlei Hilfen anbietet. Mit geglückt meint Eigler nicht, dass der Kurs überhaupt stattfand – die Plätze waren begrenzt, es gab deutlich mehr Anmeldungen als Plätze –, sondern dass die Idee dahinter funktioniert hat: Blinde Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung herauszuholen, sie mit anderen zusammenzubringen, ihnen die Möglichkeit gegeben zu haben, sich kreativ zu betätigen.

Eine der Töpferinnen ist Rose Abele. Die Heselwangerin ist komplett blind, aber das macht hier gar nichts: Der Tastsinn funktioniert schließlich umso besser. Rose Abele hat eine Tonschale in der Hand und streicht mit dem Glasur-Pinsel fein darüber. "Es ist so schön, dass ich das hier machen kann", sagt sie – "das beweist mir, dass ich doch etwas schaffen kann. Und in der Gruppe macht es noch mehr Freude." Falls sie einmal Hilfe braucht, ist Maria Stautz zur Stelle: Die freischaffende Künstlerin aus Rosenfeld leitet den Kurs gewissermaßen, sie bringt eine besondere Sensibilität mit: Ihr Ehemann ist blind.

Der Töpfer-Kurs soll indes nur der Anfang sein für spezielle Angebote, die die ABSH gemeinsam mit der Volkshochschule Balingen auf die Beine stellen will, wie Harald Eigler sagt. PC-, Internet- und Informatik- oder auch Kochkurse seien bei Sehbehinderten heiß begehrt – aber noch gebe es sie praktisch nicht. Das soll sich ändern.

Ottmar Erath, Leiter der VHS Balingen, sagt, dass solche speziellen Kurse prima ins Konzept der Volkshochschule passen würden – schließlich habe man den Anspruch, Bildungsangebote für wirklich alle zu liefern. Sehr gut denkbar seien auch Kurse, in denen Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam büffeln.

Weitere Informationen: Telefon 07427/4 66 03 75; im Internet unter www.abs-hilfe.de

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