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Dieser Artikel erschien am 10.02.2014 unter » Schwaebische.de.

schwaebische.de | 10. Februar 2014


Paul Stegmeyer kreiert Friedensbrücke aus alten Zeitungen

Der blinde 48-jährige Veringer fügt sich in sein Schicksal

Von Sabine Rösch

Der Veringenstädter Paul Stegmeyer ist binnen kürzester Zeit erblindet. Nun muss er lernen, mit seinem Schickal umzugehen. Sein Hobby, Gegenstände aus Zeitungspapier zu formen, helfen ihm dabei.
Der Veringenstädter Paul Stegmeyer ist binnen kürzester Zeit erblindet. Nun muss er lernen, mit seinem Schickal umzugehen. Sein Hobby, Gegenstände aus Zeitungspapier zu formen, helfen ihm dabei. (Foto Sabine Rösch)

VERINGENSTADT Als Zeitungsausträger in Veringenstadt hatte Paul Stegmeyer eine Aufgabe, die ihm viel Freude bereitete. Seit Dezember vergangenen Jahres kann er diesen Job jedoch nicht mehr ausüben, da sich sein Sehvermögen innerhalb kurzer Zeit radikal verschlechtert hat. Er kann seine Wohnung mittlerweile nicht mehr alleine verlassen. Damit ihm die Decke nicht ganz auf den Kopf fällt, widmet sich Stegmeyer einem recht ungewöhnlichen Hobby. Aus alten Zeitungen und Prospekten kreiert er außergewöhnliche Objekte und dekorative Schalen. Großflächige Blumen zieren seine Wände, entstanden sind diese aus alten Kaffeefiltern. Das Material erkennt man aber erst beim genauen Hinsehen, auf den ersten Blick vermutet man ganz feine Holzspäne.

„Seit meiner Kindheit trage ich Brille, da ich hochgradig kurzsichtig bin“, erzählt Paul Stegmeyer beim Besuch in seiner abgedunkelten Wohnung. Als sich sein Sehvermögen vor knapp zwei Jahren weiter verschlechterte, habe er das zunächst noch hingenommen. Es folgten mehrere Operationen, die immer nur einen ganz kurzfristigen Erfolg brachten. Eines Tages im Herbst des vergangenen Jahres dann wurden die Schmerzen so massiv, dass er als Notfall in die Augenklinik eingewiesen werden musste. Seine Netzhaut hatte sich abgelöst und erforderte eine sofortige Operation. Leider wurde er erst am nächsten Tag operiert, was zur Folge hatte, dass seine Netzhaut nicht gerettet werden konnte.

Heute ist Paul Stegmeyer auf dem rechten Auge blind, auf dem linken Auge sieht er noch 0,02 Prozent. „Ich erkenne nur noch Schatten, das ist alles.“ Damit nicht genug, eine zusätzliche Lichtallergie zwingt ihn, Sonnen- und Tageslicht weitestgehend zu meiden. Nicht einmal mehr seine geliebte Schwäbische Zeitung könne er selber lesen.

Glücklicherweise hat er Menschen, die ihm helfen. Mit Harald und Maritta Eigler vom allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein hat er Vertrauenspersonen gefunden, die ihn sehr dabei unterstützen, mit seiner neuen Lebenssituation zurecht zu kommen. Die Sozialstation kommt täglich zweimal ins Haus, um ihm seine Augentropfen zu verabreichen. Unterstützung erhält er auch von hilfsbereiten Verkäuferinnen der Bäckerei Remensperger, die ihm seinen Lebensmittelbedarf ins Haus bringen.

Nicht ganz nachvollziehen kann er, dass die Verordnung eines Blindenstocks, die bereits vor Weihnachten bei der Krankenkasse beantragt wurde, fast acht Wochen bis zur Genehmigung dauerte. Erst diese Woche hatte er erstmals ein Training mit dem Stock, denn man muss ja lernen, wie dieser einzusetzen ist. Er stoße sehr oft an seine Grenzen, und doch stecke er den Kopf nicht in den Sand. „Mein Glaube, meine Veringer, meine Freunde und mein Hobby mit den Zeitungen helfen mir sehr“, sagt er bestimmt. Besonders stolz ist er auf seine Friedensbrücke, die eine Friedensbotschaft in die Welt hinaustragen soll.

Quelle: » Schwaebische.de

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