Jahresbericht der Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenhilfe e.V.
(ABSH e.V.)
Zeitraum 12. März bis 31. Dezember 2011
Rechtsform
Bei der Gründungsversammlung am 12. März 2011 in der Balinger Gaststätte Au-Stuben beschlossen die folgenden 10 Gründungsmitglieder die Gründung des Vereins, verabschiedeten eine Vereinssatzung und wählten einen Vorstand: Anna Kupferschmid, Dieter Kupferschmid, Susanne Birk, Heinz-Karl Birk, Jürgen Dreher, Horst Fritzke, Axel Weigel, Betina Kieven, Marita Bürmann-Eigler und Harald Eigler.
Die Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenhilfe e.V. (ABSH e.V.) ist eine Selbsthilfeorganisation blinder, sehbehinderter und auch sehender Menschen. Insofern trägt der Verein dem Gedanken der Inklusion Rechnung. Das Verbandsgebiet erstreckt sich über ganz Baden- Württemberg.
Die ABSH e. V. ist seit dem 05.04.2011 im Vereinsregister des Amtsgerichts Balingen mit der Vereinsregisternummer (VR) 706 eingetragen und vom Finanzamt Balingen mit der Körperschaften- (Steuernummer: 53092/99439) als gemeinnützig und mildtätig anerkannt.
Der letzte Körperschaftssteuer- bzw. Freistellungsbescheid wurde am 23. März 2011 für das Jahr 2011 bis 22. September 2012 durch das Finanzamt Balingen erteilt. Seine Gültigkeit beträgt somit 1,5 Jahre.
Der Verein gliedert sich in zwei Kreis- und sechs Regionalgruppen. Die Kreis- und Regionalgruppen werden von ehrenamtlich tätigen Mitgliedern geleitet. Alle Leitungen der Untergliederungen sind entweder selbst blind oder sehbehindert oder weisen eine lange Erfahrung im Umgang mit den betroffenen Menschen oder der Leitung von Selbsthilfegruppen auf.
Aufgaben
Die ABSH e.V. hat die satzungsgemäße Aufgabe, die Blinden- und Sehbehinderten-selbsthilfe zu organisieren und die Interessen nicht nur seiner Mitglieder in gesellschaftlicher, sozialrechtlicher, beruflicher und kultureller Hinsicht zu wahren und zu fördern.
Dies geschieht im besonderen Maß
- durch die Einflussnahme auf die Gesetzgebung, soweit davon Behindertengruppen betroffen werden
- durch den Rechtsschutz, den der Verband als Rechtsbeistand nach § 7 Abs. 2 Rechtsberatungsgesetz seinen Mitgliedern in rechtlichen Angelegenheiten gewährt
- durch die Förderung der sozialen Rehabilitation blinder und wesentlich sehbehinderter Menschen u. a. Handicaps
- durch die Förderung der beruflichen Rehabilitation und der gesellschaftlichen Integration des vorgenannten Personenkreises
- durch die Mitwirkung bei der Schaffung, dem Ausbau und der Erweiterung von Maßnahmen zur größeren Sicherheit im Bereich des öffentlichen Verkehrs
- durch die Ausrichtung kultureller Veranstaltungen für den durch den Verein betreuten Personenkreis
- durch Öffentlichkeitsarbeit sowie
- durch Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit anderen Behinderten-organisationen und Selbsthilfegruppen.
Mitgliedschaften
Die ABSH e. V. ist Mitglied beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband - Landesverband Baden Württemberg e. V.
Organe
Organe des Verbandes sind:
der Vorstand
die Vertreterversammlung
der Verwaltungsrat
Vertreterversammlung
Die Vertreterversammlung ist das oberste Organ der ABSH e. V.
Diese wird in der Regel jährlich einmal einberufen. Neben dem Vorstand gehören der Vertreterversammlung die Regional- und Kreisgruppenleiter/Innen sowie derzeit neun Vertreter an, die aus den Reihen der Mitglieder in den Untergliederungen der ABSH e.V. gewählt wurden. Zu den Aufgaben der Vertreterversammlung gehören insbesondere
- die Entgegennahme des Jahresberichtes sowie die Entgegennahme und die Genehmigung der Jahresabrechnung
- den Vorstand zu entlasten
- den Vorstand im Turnus von vier Jahren neu zu wählen
- die Höhe des Mitgliedsbeitrages festzusetzen
- über eingebrachte Anträge, soweit sie die allgemeinen Richtlinien der Vereinsarbeit betreffen, zu entscheiden
- Satzungsänderungen zu beschließen und
- über wichtige Angelegenheiten für blinde und wesentlich sehbehinderte Menschen zu beraten und darüber zu entscheiden.
Die erste turnusgemäße Delegiertenversammlung der ABSH e.V. fand aufgrund der Neugründung am 12.03.2011 im Gründungsjahr noch nicht statt.
Erst im Laufe des Berichtsjahres wurden die genannten Untergliederungen konstituiert. Die erste Vertreterversammlung wird nun am 23.06.2012 stattfinden.
Vorstand
Der Vorstand besteht seit der Gründungsversammlung am 12.03.2011 aus den beiden Vorsitzenden Anna Kupferschmid (blind) und Marita Bürmann-Eigler (sehend) sowie den Beisitzern Horst Fritzke (blind), der gleichzeitig Beauftragter des Vorstands für Hilfsmittel ist, Susanne Birk (sehend), die die Schriftführung übernimmt und Axel Weigel (sehbehindert). Beauftragte des Vorstandes für alle Verwaltungs- und Buchhaltungstätigkeiten ist Frau Bürmann-Eigler, Beauftragter des Vorstandes für Barrierefreiheit ist Hartmut Gerst, Beauftragter für Internet ist Steffen Rügner.
Herr Harald Eigler führt als Diplom-Sozialarbeiter (FH) mit seiner langjährigen Erfahrung Sozialberatungen und Rechtsvertretungen für die ABSH e.V. durch. Geschäftsführend sind die beiden gewählten Vorsitzenden jeweils als einzelvertretungsberechtigte Vereinsvertreter.
Im Berichtsjahr fanden – neben der Gründungsversammlung – drei Vorstandssitzungen statt, die jeweils vollzählig besucht waren und zahlreiche Entscheidungen erbracht haben.
Verwaltungsrat
Der Verwaltungsrat besteht aus den Mitgliedern des Vorstandes und den Leiter/Innen der Kreis- und Regionalgruppen und ist beratendes Organ des Vereins. Er trifft sich jährlich einmal. Die erste Sitzung des Verwaltungsrates fand auf Grund der Vereinsgründung im Berichtsjahr noch nicht statt, da sich die Untergliederungen der ABSH e.V. erst im Laufe des Jahres 2011 konstituiert haben. Die erste Verwaltungsratssitzung ist für den 23.06.2012 vorgesehen.
Vereinsbüro
Das Vereinsbüro ist die Verwaltungsabteilung, die eng mit der Sozialabteilung in Person eines ehrenamtlich tätigen Dipl.-Sozialarbeiters (FH) Harald Eigler zusammen arbeitet.
Buchhaltung, Sachbearbeitung und Beratungsbesuche und –tätigkeiten und Besorgung von Hilfsmitteln des täglichen Bedarfs sind die Aufgaben des Vereinsbüros in Person einer ehrenamtlich tätigen Verwaltungsfachangestellten. Eine zentrale Aufgabe ist auch die Mitgliederverwaltung und die Koordination der Vereinsarbeit. Hier laufen die Fäden zusammen, hier besteht für jedermann die Möglichkeit der Kontaktaufnahme.
Von der Möglichkeit, sich als Mitglied des Vereins in blindenspezifischen, rechtlichen Angelegenheiten vertreten zu lassen, wurde auch im Berichtsjahr im erweiterten Umfang Gebrauch gemacht.
Am 31. Dezember 2011 gehörten der ABSH e. V. 112 aktive Mitglieder, 28 passive Mitglieder sowie 3 Ehrenmitglieder an.
Sozialabteilung und Rechtsvertretungen
Im Zeitraum 12.03. - 31.12.2011 führte die Sozialabteilung insgesamt 82 persönliche Erst- und Folgeberatungstermine durch, wobei hiervon 64 als Hausbesuche bei den Nachfragenden und 18 im Vereinsbüro stattfanden.
Für die Mitglieder sind im Berichtszeitraum 52 Antragsverfahren erfolgreich durchgeführt worden, 19 weitere sind noch nicht abgeschlossen. Weiterhin wurden 7 Widerspruchsverfahren und ein Klageverfahren erfolgreich bestritten, 5 Widerspruchs- und 3 Klageverfahren sind noch offen. Im Berichtszeitraum wurde kein einziges Verfahren verloren. Bei den Verfahren ging es ausschließlich um satzungsgemäße Rechtsvertretungen ausschließlich für die Mitglieder des Vereins.
Kreis- und Regionalgruppen
Die Arbeit in den Kreis- und Regionalgruppen konnte im ersten Vereinsjahr erfolgreich aufgebaut werden. Das Angebot für die Mitglieder reichte von einer am 19.11.2011 stattfindenden Fachmesse „Weiter-Sehen 2011“ in der SparkassenArena Balingen, den Mitgliederversammlungen, Ausflügen, Wanderungen, sportlichen Angeboten, bis hin zu Bildungsreisen.
Wichtig sind auch die in allen Untergliederungen regelmäßig angebotenen und öffentlich ausgeschriebenen Offenen Treffs, d.h. Stammtischtermine mit Referaten oder Hilfsmittelvorstellung, sowie mit Erfahrungsaustausch.
Spezielle Fortbildungsprogramme für Hilfsmittelberater und Beauftragten für Barrierefreiheit im Verkehr wurden organisiert und gerne angenommen.
Sportlich und künstlerisch begabte Mitglieder werden besonders gefördert (Beatbox, Blindenfußball).
Kulturelle Betreuung
Menschen mit ähnlichen Interessensschwerpunkten, Talenten oder Neigungen (z.B. Musikanten, Blindenfußballer o. Ä.) haben die Möglichkeiten, sich in Fachgruppen zusammen zu schließen und mit organisatorischer oder logistischer Unterstützung durch das Vereinsbüro Treffen zu organisieren. Bisher hat sich noch keine derartige Fachgruppe konstituiert. Eine solche müsste von Vorstand und Vertreterversammlung dann beschlossen werden.
Öffentlichkeitsarbeit
Im ersten Vereinsjahr hat sich die ABSH e.V. mit den Kreis- und Regionalgruppen an zahlreichen Veranstaltungen auf kommunaler Ebene beteiligt. Hierzu zählen „Mein Leben! Tuttlingen“, Fachmesse „Weiter-Sehen 2011“ in Balingen, Beteiligung bei Selbsthilfegruppentreffen in allen Untergliederungen, Ausstellung am Donauufer in Tuttlingen. Ebenso konnte sich die ABSH e.V. bei vielen Schulbesuchen präsentieren und dabei jungen Menschen das Leben mit Sehschädigung nahebringen und diese sensibilisieren. In etlichen, baden-württembergweiten Veröffentlichungen in Amtsblättern hat sich der Verein dargestellt, ebenso in mehreren Zeitungsberichten. Ein Flyer besteht bereits seit Sommer 2011. Dieser wurde allerdings in relativ geringer Stückzahl aufgelegt, da zum Zeitpunkt des Druckes die benötigten Mittel noch nicht zur Verfügung standen. Ebenso wurde konzeptionell mit dem Aufbau einer eigenen Internetseite begonnen. Auch hierfür sind Fördermittel beantragt worden.
Förderung des Vereins
Im Berichtsjahr stellte die ABSH e.V. zahlreiche Förderanträge bei der GKV (§ 20 c SGB V). Dies sind im Einzelnen:
- Pauschale Vereinsfördermittel: die GKV hat der ABSH e.V. hier 3.000 Euro zugewandt,
- Projektförderung für Flyer und Öffentlichkeitsarbeit: hier sind seitens der KKH-Allianz und der DAK insgesamt ebenfalls 3.000,00 Euro eingegangen,
- Projektförderung Aufbau Internetseite: Hier hat der Verein von der AOK, der IKK und der BKK insgesamt 7.500,00 Euro am Jahresende zugesagt bekommen. Die Internetseite ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts im Aufbau.
- Projekt DAISY: hier hat der Verein bisher 2.500,00 Euro zugewandt bekommen. Es stehen hier noch zwei Förderbescheide aus. Die ABSH e.V. hat bereits diverse technische Ausstattung für dieses Projekt angeschafft.
- Für unsere Fachmesse „Weiter-Sehen 2011“ hat uns die AOK BW mit 2.500,00 Euro unterstützt.
- Ebenfalls sind uns im Zusammenhang mit der Ausrichtung der Fachmesse zahlreiche Spenden zugeflossen.
Wir danken an dieser Stelle allen unseren Unterstützern.
Vereinsinterne Veröffentlichungen
Im Zusammenhang mit den zugewandten Mitteln der Projektförderung wird die ABSH e.V. noch im Frühjahr 2012 ein Vereinsmagazin konzipieren und herausgeben. Dieses wird voraussichtlich ausschließlich als so genannte DAISY-CD erscheinen und ggf. auf der Homepage der ABSH e.V. zum Download bereitgestellt. Bis zum Ende des Berichtsjahres informierte der Verein seine Mitglieder – abgesehen von den persönlichen Informationen im Rahmen der jeweiligen Gruppentreffen – in Form von E-Mail-Newslettern und Rundschreiben.
Zusammenfassung:
Im ersten Vereinsjahr, vom 12.03. - 31.12.2011 hat der neu gegründete Verein sehr viel erreicht. Mittlerweile ist die Zahl der Mitglieder baden-württembergweit auf fast 150 gestiegen, die Tendenz ist weiterhin steigend.
Das Vereinsvermögen, zu Beginn bei 0, weist eine gute positive Bilanz auf. Die ABSH e.V. ist von den Krankenkassen in Baden-Württemberg genauso anerkannt und als neue Größe der Selbsthilfe geachtet, wie bei Rentenversicherungsträgern, Behörden und Einrichtungen der Rehabilitation Der Verein kooperiert mit Hilfsmittelfirmen, wie beispielsweise CMR Niediek, HEDO oder Reinecker, genauso wie mit Marland (Aulendorf). Ebenfalls arbeitet der Verein gut zusammen mit Bildungseinrichtungen, wie der Nikolauspflege Stuttgart oder dem BFW Würzburg. Auch kooperiert die ABSH e.V. mit dem Verein ABUSVRE aus Esslingen. Die Zufriedenheit der Mitglieder mit „ihrem“ Verein zeigt sich vor allem auch daran, dass einerseits die Zahl der Mitglieder ständig steigt und im ersten Vereinsjahr nicht ein Einziger den Verein – trotz massiver Anfeindungen seitens den traditionellen Vereinen der Blindenselbsthilfe in Baden-Württemberg (hier insbesondere seitens des Vorsitzenden des BSVW) den Verein verlassen hat. Zwar kommen zahlreiche Mitglieder der ABSH e.V. – aus welchen Gründen auch immer – aus den Reihen des BSVW, jedoch sind durch die gute Öffentlichkeitsarbeit zwischenzeitlich sehr viele Menschen der ABSH e.V. beigetreten, die bisher noch keiner Blindenselbsthilfeorganisation angehört haben.
Mit dem Leitbild: „Information, Begegnung, Aktivität und Inklusion“ bestreitet die ABSH e.V. neue Wege einer Selbsthilfe, die auch nicht Betroffene quasi „mit ins Boot“ nimmt und so mit der Gestaltung des Vereinslebens einen Spiegel der realen Gesellschaft darstellt. Der Verein bildet keine „exklusive“ Gesellschaft von Sehgeschädigten, grenzt nicht aus, sondern inkludiert alle Menschen gleichberechtigt und trägt somit dem Gedanken der UN-Behindertenrechtskonvention Rechnung.
Dank
Für all das Geleistete, all das schon im ersten Vereinsjahr Erreichte, möchten sich die Unterzeichnerinnen bei all jenen herzlich bedanken, die durch ihren Einsatz diesen Erfolg erst möglich gemacht haben. Unser Dank gilt jedem ehrenamtlich Tätigen, egal ob im Vorstand, als Vertreter oder als Beauftragter oder Gruppenleiter.
Herzlichen Dank aber auch allen Menschen, die sich entschieden haben, der ABSH e.V. als Mitglied beizutreten und ohne die der Erfolg auch nicht möglich gewesen wäre. Ein Verein ohne Mitglieder funktioniert nicht.
Vielen Dank für das Vertrauen all dieser Menschen in uns und unsere Arbeit. Wir können dies nur zurückgeben, indem wir weiterhin engagiert für alle da sein wollen, um jeden Einzelnen bei Bedarf zu unterstützen. Um die starke Gemeinschaft ABSH e.V. künftig noch stärker zu machen, ist weiterhin viel Einsatz, Engagement und Arbeit erforderlich. Hier ist jede helfende Hand, jede gute Idee, aber auch Kritik wichtig.
Wir wollen für unsere Mitglieder da sein und sie stark machen. Hierfür bieten wir nach Kräften weiterhin getreu unserem Leitbild: Information, Begegnung, Aktivität und Inklusion.
Dotternhausen, den 07.02.2012
gez.
Marita Bürmann-Eigler, 2. VS
Harald Eigler, Dipl.-Sozialarb. (FH)